Conan Doyle, der über Unabhängigkeit und Muße verfügt, nachdem er alle
seine Ideen im Genre „Neue Abenteuer des bekannten Detektivs“ verausgabt
hat, verbringt seine Zeit in den letzten Jahren, wie bekannt, mit der
Materialisation von Geistern.
Zu seinem Leidwesen gelingen ihm nicht alle Experimente.
Wie eines Tages, Ende Mai 1926, als er gedachte, alternierend mit einer geheimnisvollen Reihenfolge beschwörender, magnetistischer Gesten und
scharf konzentriertem Willen, den schottischen Piraten Jonathan Piercon
zurück ins Leben zu rufen.
Piercon, wie Conan Doyle vermutete, musste zweifellos von zahllosen
Legenden, Abenteuern und altertümlichen Volkssagen wissen, und Autoren-
rechte werden in der jenseitigen Welt von niemandem geschützt. So könnte
also der Pirat, ohne dass man etwas dabei riskiert, das Werk des namhaften
Krimiexperten auf einen Schlag um mehrere Bände bereichern.
Geriet er nun mit der Reihenfolge der Handbewegungen durcheinander oder
nahmen die materialisierten Wellen, vom Rückgrat des Engländers ausgehend,
nicht die korrekte Richtung und erreichten, von niemandem abgefangen,
statt der Klippen Schottlands das weit entfernte Gouvernement Pskow -
jedenfalls schwankte vor dem östlichen Fenster, statt des von alten Bilderbogen bekannten, einem Stachelschwein ähnelnden Piercon, vor den Augen des
verblüfften Conan Doyle eine vollkommen unbekannte Gestalt.
Leuchtende, wachsame Augen, dichtgelockte Haare um eine hohe, breite Stirn,
voller Kapitänsbackenbart, den altertümlichen Rock aufgeknöpft, den Hals mit
einem kompliziert gebundenen Foulard bedeckend.
Beruf?...vielleicht Musiker: das leichte Flackern der Augen und die
schmalgezeichnete Hand erlauben diese Vermutung - auf jeden Fall
aber ein Gentleman, und zwar auserlesenen Ranges.
Dieselben pflegen keine Piraten zu sein.
- „Wer sind Sie denn, Sir?“ fragt der betretene Engländer.
Höflich nennt der Unbekannte seinen Namen, aber die fremden und
zischenden Laute sagen Conan Doyle nichts.
- „Sagen Sie, ist dies London?“ fragt nun seinerseits der Unbekannte, die
englischen Wörter sicher und deutlich aussprechend.
- „Jawohl, Sir, die beste Stadt der Welt“.
Der Herr mit der Seidenschalkrawatte fächelt mit einem Taschentuch den
Dunst um seinen Kopf hinfort und lächelt reserviert.
- „Kann sein. Verzeihen Sie, ich hatte noch keine Gelegenheit, mich
umzuschauen....sagen Sie doch, welches Jahr schreiben wir jetzt?“
- „1926“ antwortet Doyle und öffnet gastfreundlich das Fenster. Ihm ist
bekannt, wie ungern materialisierte Seelen Glas passieren. Der Unbekannte
ist definitiv ein angenehmer Mensch, und eine intimere Unterhaltung durch
eine geschlossene Scheibe ist nur schwer möglich, besonders, wenn sie
von einem krächzenden Wind und dem Plätschern des londoner Regens
akkompagniert wird.
Hinter dem Fenster ist niemand mehr. Auf der gegenüberliegenden Mauer
plappert der Rest eines abgerissenen Plakates: „Moderne Ladies & Gentlemen
tragen Gummiabsätze der Fa. Croome“. Lohnte es sich, für diese
ermüdende Werbephrase die Nase aus dem Fenster zu stecken
und eine Erkältung zu riskieren?
Der Engländer ächzt enttäuscht, sinkt in den Sessel und versucht
sich zu erinnern, wo, in welchem Buch er die Abbildung gesehen hat,
an den ihn sein heutiger Gast erinnert. Vollständig absurd allerdings die
Art seines Verschwindens, kaum, dass ein Gespräch begonnen hatte...
bei diesen Seelen musste ein merkwürdiges Verständnis von
Höflichkeit herrschen.
***
Fünf Tage nach dem hier geschilderten Treffen wird die russische
Emigrantenkolonie in Paris von einem erstaunlichen Gerücht erregt:
Puschkin sei in Paris erschienen, der wahrhaftige Alexander
Sergejewitsch Puschkin, hätte sich im Hotel Victor Hugo am
Place des Vosges niedergelassen, vergrübe sich ganze Stunden
in den Antiquariaten am Quai Voltaire und vermiede
hartnäckig, sich in russischen Kreisen zu zeigen.
Die sonderbare Fama erhärtet sich, der berühmte Puschkinist X - derart
berühmt, dass vor seinem selbst der Name Puschkins verblasst - bestätigt
in der Redaktion seiner Zeitung an Eides statt, dass das Faktum zu
akzeptieren sei: die identische Krawatte, Puschkins Ring am kleinen Finger,
ein Auge dunkler als das andere.
Der letzte Umstand war dem Puschkinisten bestens bekannt
und bildete den eigentlichen Grund seiner Karriere.
Die Emigranten übrigens diskutierten dies aus dem Rahmen fallende
Ereignis schon nach zwei Tagen einigermaßen ruhig. Es wurde in
einer Reihe besprochen mit den Gründen für den Fall des Franc,
der allerletzten politischen Phrase Pilsudskis („Der Blitz zuckte“)
sowie einer mutmaßlichen Eröffnung eines russischen Clubs
am Nordpol.
Das ganze Leben von Emigranten besteht ja im Übrigen in einem einzigen
Strom von Wundern und mitreißenden und begeisternden Geschehnissen -
da fällt ein weiteres gar nicht so sehr auf.
Die Sachwalter der öffentlichen Angelegenheiten und die Lotsen der Kultur
hingegen schlafen niemals. Sie kommen zu dem Beschluss, Delegationen
zu entsenden... immerhin naht der Tag der „Russischen Kultur“.
***
Ein Mensch mit dem gesetzten Gesicht eines Privatdozenten überprüft im
Korridorspiegel seine Pose zurückhaltender Selbstverliebtheit, richtet im
Knopfloch sein Abzeichen akademischer Ehren und klopft schneidig an
Puschkins Zimmertür.
Puschkin erhebt sich, strafft sich ein wenig und steht nach dem Öffnen,
angesichts der forschen, wohlkonstruierten und sprudelnden Tirade, bis zu
deren Ende auf seinen Beinen, wie beim Rapport.
„Hochverehrter Alexander Sergejewitsch!
Auf mich fiel die hohe Ehre zu, Sie im Namen unserer progressiv-radikalen
Vereinigung zu begrüßen, von den Rechten scheint mir keiner
zuvorgekommen zu sein...
Die Emigration ist neu für Sie, aber kann man etwa daran zweifeln,
dass Sie, mit Seele und Körper, von den ersten gymnasialen Versuchen
bis zum letzten Akkord Ihrer lyrisch-radikalen Harfe zu uns gehören?
Vom adeligen Pöbel verjagt, Ihr lichter Elan unterdrückt vom
groben Stiefel des Zarismus und der Polizeizensur, der Freund
der Dekabristen, Autor der Oden „Freiheit“, „Zigeuner“, „Dubrowski“
und „Antschar“ - selbstverständlich können Sie keine anderen
Vorstellungen von der Einrichtung einer neuen
Regierungsform haben, als wir.
Vertraut mit den Einzelheiten des politischen Programmes
unserer Organisation, welches ich die Ehre habe, Ihnen hiermit
auszuhändigen, glaube ich mit meinem Herzen, dass Sie noch morgen
der Zahl Gleichgesinnter beitreten und keinen Abstand davon nehmen
werden, sich uns anzuschließen und zu Recht den ehrenamtlichen
Vorsitz der Ausrichtung unserer radikal-progressiven Tombola zum
Tag der „Russischen Kultur“ einnehmen.
Um Sie damit nicht zu beschweren, haben wir Ihre Antwort, das
Grußwort an die Mitglieder unserer Organisation, bereits verfasst.
Nachdem Sie sich damit bekannt gemacht haben werden, verfügen
Sie natürlich über das Recht, einzelne stilistische Verbesserungen
vorzunehmen,die grundlegenden Linien zu verändern ist allerdings
nicht möglich“.
Der gesetzte Herr placiert das Parteiprogramm und das vorbereitete
Grußwort auf den Tisch, wirft im Spiegel noch einen Blick auf seine
Person und empfiehlt sich.
***
Der zweite Besucher ist dem ersten in keiner Weise ähnlich.
Mit dem hagerem, vergrämten Gesicht eines Klassenlehrers und
riesigem Universitätsabzeichen, am Revers des abgetragenen
Gehrocks befestigt, wedelt er mit der flachen Hand der Rechten
durch die Luft und zählt, wie ein Metronom, seine Worte gleichsam ab.
„Gnädiger Herr, Alexander Sergejewitsch!
Für unsere Organisation, die größte im Exil, ist es zweifelsfrei klar,
dass Sie, als strenger Vertreter des klassizistischen Konservatismus
in der Kunst, das gleiche Scherflein auch zur Geschichte der
russischen Gesellschaft beisteuern.
In den höchsten Kreisen verkehrend, nach der Herausgabe der
eigenen Werke augusteische Subsidien erhaltend, in der Vergangenheit
durch die Würdigung des Allergnädigsten zum Kammerjunker berufen,
um dann Ihre heilig-nüchternen Ergüsse dem Allerhöchsten zu Füßen
zu legen und, über die Vermittlung des Polizeiministers Benckendorff,
um sein persönliches Plazet zu bitten, sind Sie somit, daran selbst
nicht zweifelnd, zum Vorläufer unserer Ideen geworden,
den einzigen gesunden in den irrlichternden des Exils.
Uns wendend an den Schöpfer von „Poltawa“ und der „Hauptmannstochter“,
sind wir überzeugt, dass Sie am Tag der „Russischen Kultur“ bei uns sein
werden. Eine andere Wahl gibt es nicht: entweder Pugatschoff, der Falsche
Demetrius und ihre demokratischen Handlanger - oder aber wir, tertium
non datur.
Eure Exzellenz! Die Redaktion unserer, der am weitest verbreiteten
und literarischsten Zeitung, die es für ihre Pflicht hält, Sie für uns
zu reservieren,gab mir die Vollmacht, Ihnen ein Plätzchen im
sonntäglichen „Kleinen Feuilleton“ zu gewähren und darüber
einen Zwei-Jahres-Vertrag abzuschließen.
Zieht man Ihre Lage in Erwähnung, als in Paris neu angekommener
Emigranten-Literat, kommen wir Ihnen damit weit entgegen.
Belieben Sie, einen Vorschuss von 100 Francs entgegenzunehmen,
nachdem Sie den Empfang quittierten.
Habe die Ehre“.
***
Der dritte Besucher, einer verstörten Brasse ähnelnd, wälzt ohne zu
klopfen ins Zimmer, stemmte die Fäuste in die Seite und rapportiert dreist:
„Alexander Sergejewitsch! Die Intelligenz hat Russland ins Verderben
gestürzt.
Jawohl.
Alle möglichen intellektuellen Pinscher in der Art von Herzen, Pirogow oder
sonstigen Zöglingen Miljukows haben die Funktion unseres historischen
Fundamentes angeknabbert, bis es letztlich eingestürzt ist.
Und weiter?
So weiter: steck deine Nase nicht unnötig in die unterschiedlichen politischen
Programme. Konservatismus, Futurismus, Demokratismus... was für den
Holländer gesund, ist für Russen der Tod.
Lieben Sie wie ich unser Mütterchen Russland, halten Sie ihre eigene
Fahne hoch, so wie ich - alles andere ergibt sich.
Jawohl.
Alexander Semjonowitsch!
Seit unserer Kindheit, übergossen vom Licht Eures unparteilichen, wahrhaft
russischen Schaffens, verehren wir Ihre Jamben und sonstigen Amphibrachys.
„Im Kittel mit offenem Kragen“.
Euer Vermächtnis halten wir heilig, ruhen Sie sanft. Besonders die Liebe
zum Volk, aber bitteschön ohne Parteiprogramm und ohne jeglichen intellek-
tuellen Schnick-Schnack.
Zäumt man das Pferd von hinten auf, geht es durch. So auch das Volk, das
darf man nicht verzärteln.
Schon in der Wahlversammlung habich das gesagt, aber die Pinscher wollten
nicht zuhören. Das Ergebnis sehen Sie.
Also.
Alexander Spiridonowitsch!
Unser überparteiliches Gremium wünscht Sie zu ehren, auf gemeinsame
Rechnung, und zwar im „Warägergrab“. Preis pro Person 40 Francs. Für
Sie, als bedeutendsten Schriftsteller der russischen Erde, die Hälfte.
Überragendes Programm: unter Beteiligung bekannter Zigeuner, Adeliger
und kompositorischer Kräfte wird mit bengalischem Feuer Ihr ergreifendes
Sonett „Der Erlkönig“ inszeniert.
Ein echt russisches Dankeschön und eine Verbeugung bis zur Erde,
Alexander Sosontowitsch!
Vergessen Sie nicht das Datum: 7.Juni, Punkt 21 Uhr, Adresse auf den
Plakaten.
Also.“
***
Puschkin konnte hören, wie der verbissene, starr- und kürbisköpfige Mensch
durch den Korridor fegte und verschwand.
„Sieh einer an, was für Nosdrjows hier in Paris Karriere gemacht haben“
sinniert schmunzelnd der Poet.
Er schreitet im Raum auf und ab, gähnt, betrachtet die schmutzige
Zimmerdecke und erinnert sich an einen alten Spruch aus Pskow:
„Die Kuh brüllt, der Bär brüllt, aber wer fickt hier wen,
das kann der Teufel selbst nicht sehn...“
Er klingelt nach dem Zimmerkellner.
- „Waren das alle?“
- „Da sind noch mehr, Monsieur! Vom äußersten rechten Rand warten
welche und aus Prag Sozialdemokraten...“
Der Poet wippt auf den Absätzen.
- „Sicher irgendwelche Freimaurer. Sagen Sie doch, ich sei abgereist...“
antwortet er entschieden dem Kellner. „Was haben Sie da?“
- „Die Post“.
Der Franzose, die ganze Zeit erstaunt den veralteten Schnitt des
Rockes musternd, legt die Briefe auf den Tisch und zieht sich zurück.
Puschkin ergreift das pralle Bündel Umschläge, erschöpft öffnet er langsam
einen, dann noch einen...
„Die Odessaer Landsmannschaft in Paris versichert dem genialen Mitbruder
und Kollegen ihre Verehrung, betrachtet ihn, auf Grund seiner Biografie,
auf eine gewisse Art ebenfalls als Odessaer und bittet ihn, zu der Soiree
der Landsmannschaft am 12.Juni zu erscheinen, und zwar mit dem Zweck,
in seinem Namen neue Kurse über die Zucht von blauen Auberginen und
die Pflege der Gesichtshygiene von Damen zu eröffnen“.
„Der Direktor der Aktiengesellschaft ‘Russofilm’ bittet Sie, eine Stunde
zu bestimmen, um über die Umarbeitung der „Hauptmannstochter“ zu einer
Komödie zu verhandeln. Das Angebot bezieht sich ausschließlich auf die
kommerzielle Seite. Es wird gebeten, zum Termin bereits detaillierte Entwürfe
zu erarbeiten, die eine Inszenierung nicht unnötigerweise einengen“.
Ein Telegramm.
„Die Redaktion der „Gutmeinenden“ bittet um die postalische Rücksendung
eines Aufsatzes über Pasternak. Titel: ‘Grüße des alten Schülers an den
jungen Titanen’. Chefredakteur Gurke“.
„An Seine Gnädige Exzellenz, Herrn Puschkin.
Ich wende mich derart offiziell an Sie, weil ich unter der Hand nicht weiß,
wie Ihr Vatersname lautet.
Ich bin der bekannte bessarabische Verleger Kandalupp. Der rumänische
Buchmarkt ist besonders günstig für Sie, weil sich zwar russische Bücher
sagenhaft schwer importieren lassen, einige Ihrer Sujets aber, hier vor Ort
verlegt, Erfolg haben könnten.
Ich bin mit dem Zug nach Monte-Carlo unterwegs und würde, Sie zu
besuchen, die Ausgaben für Fahrkarten hierhin und dorthin nicht scheuen,
falls ich Ihre prinzipielle Zustimmung erhalte: Haben Sie nicht erotische
Gedichtchen, in der Art der Kischinjower, so etwa 100 Seiten,
mit Portrait und Faksimile?
Bedingung: Normalerweise bezahle ich niemanden, aber da Sie
bereits einen Namen haben, könnte ich Ihnen 5% der fälligen
Umsatzsteuer zukommen lassen, 1.Zahlungstermin 1.April 1932.
(Eine Anzahl Poststempel)
Der Ihnen bekannte Kandalupp“
Puschkin runzelt leicht die Stirn, wirft die restlichen Briefe
in den Nachttopf und geht zum Fenster. Gottseidank schon dunkel.
Ach, was ein verschwendeter Tag.
Er zieht einen Louis d’Or aus der Rocktasche, der sich zufällig darein
verirrt hatte, und legt ihn auf einen sichtbaren Platz - auf den Nachttisch,
drückt den Klingelknopf, öffnet schnell das Fenster...und...
Der Zimmerkellner ist äußerst verwundert - niemand im Zimmer,
der Nachttopf vollgestopft mit einem Haufen zerknüllter Briefe,
keine Spur vom Gepäck und auf dem Tischchen schimmert
eine alte Goldmünze - was zum Teufel?...
Paris 1926
Conan Doyle - gegen Ende seines Lebens wandte er sich offen dem
Spiritismus zu, nahm 1925 an einem entsprechenden Kongress in Paris
teil und veröffentlichte 1926 die „Geschichte des Spritismus“.
Zum Magnetismus siehe E.T.A.Hoffmann.
Jonathan Pierce - erfunden? Die Übersetzer haben keine Informationen über
diese Figur gefunden und sind für Hinweise dankbar.
Puschkinist - angeblich bezieht sich Tschorny auf Chodassewitsch,
das muss man aber nicht glauben und sagt auch nichts gegen die
schönen Gedichte dieses Lyrikers.
Pilsudski - Marschall und zeitweise polnisches Staatsoberhaupt, antisow-
jetisch, wandelte die wiedererstandene Republik in einen autoritären
Staat um.
„Auf mich fiel die...Ehre zu“ - der radikal-progressive Vertreter begeht im
Original einen Grammatikverstoß, statt мне (Dativ) sagt er Akkusativ
на меня, als fiele ihm die Ehre auf den Kopf.
„In den höchsten Kreisen verkehrend...“ - in einer komplizierten und nahezu
unverständlichen Konstruktion versucht der Herr zu verschleiern, dass
Puschkin seine Werke dem Zaren persönlich zur Zensur vorlegen musste -
über den Chef der Geheimpolizei Benckendorff.
Pugatschow - Anführer eines Bauernaufstandes
Der falsche Demetrius - „Не знаем же мы вот до сих пор: царь Борис
убил царевича Димитрия или наоборот?“ - Wenedikt Jerofejew:
Wissen wir doch bis heute nicht: ermordete Zar Boris den Zarewitsch
Dimitri - oder umgekehrt?
„intellektuelle Pinscher“ - im Original шмаравозы, Slangausdruck aus
Tschornys Heimat Odessa, ein schlecht oder schmutzig angezogener
Mensch, unpassend für die gute Gesellschaft (im Lied: Wassja-Schmara-
wos), heute eher, sich beziehend auf шмара = Nutte, deren Chauffeur
(und/oder Zuhälter?).
Herzen, Pirogow.... - Alexander Herzen (1812-1870), Kritiker des Zarismus,
„Westler“, lebte später im Exil in London. Nikolai I.Pirogow (1810-1881),
berühmter fortschrittlicher Arzt, Pädagoge und Wissenschaftler.
Pawel N.Miljukow (1859-1943), Historiker, trat für eine Konstitutionelle
Monarchie ein, Antikommunist, aber durchaus nationalistisch. Nabokovs
Vater wurde 1922 in Berlin getötet, als er ein Attentat auf ihn verhindern
wollte.
Amphibrachys - Versfuß mit drei Silben: unbetont-betont-unbetont
„Im Kittel...“ - „В амяке с открытым воротам“, ein Gedicht nicht von
Puschkin, sondern Nekrassow.
Warägergrab - im Original „Askolds Grab“, einer der beiden legendären
Warägerfürsten, die als Gründer der Kiewer Rus gelten.
Erlkönig - Viele Gedichte Goethes waren durch die gelungenen Nachdich-
tungen Shukowskis in Russland mindestens so populär wie bei uns.
Nosdrjow - Figur aus den „Toten Seelen“ Gogols, ein aufgeblasener und
prahlerischer, recht einfacher und nicht sehr intelligenter Mensch, der
zwanghaft Geschäfte machen will und dementsprechend viel Unsinn
erzählen muss.
„Die Kuh brüllt...“ „Корова ревёт, Медведь ревёт, а кто кого дерёт,
сам чёрт не разберёт“ - die Mehrdeutigkeit wurde in der Übersetzung
aufgegeben.
Erstveröffentlichung der Erzählung, mit der sich Tschorny nicht nur
Freunde machte, in der Nr.24 der Zeitschrift „Illustriertes Rußland“ 1926.
Die Anführungszeichen beim Tag der „Russischen Kultur“ stammen von
Tschorny, Puschkins Geburtstag (26.05./06.06.) wurde in der Tat in diesem
Jahr in Paris von verschiedenen Gruppierungen als solcher begangen.